Gespräch mit drei Frauen aus Eggesin (circa siebzig Jahre alt)

Beim 30jährigen Jubiläum auf Schloss Bröllin, Juli 2022

Marie Güsewell: Sie können sich ja mal jede spontan eine Frage auswählen, die Sie irgendwie anspringt. Wo Sie das Gefühl haben, ja, da fällt Ihnen was ein. Oder gerne auch mehrere [auf dem Tisch liegen Kärtchen mit verschiedenen Fragen].

Besucherin 1: „Haben Sie in Ihrem Ort viel Zuzug? Was wünschen Sie sich von den Menschen, die hierherziehen?“ Es ist so bei uns, die Menschen sind ja erstmal alle weggezogen. Aber inzwischen ziehen doch wieder einige hin. Es wurde ein relativ großes Neubaugebiet abgerissen und da werden jetzt neue Häuser gebaut, zwar Einfamilien- und ein paar Mehrfamilienhäuser. Aber es ziehen doch wieder ein paar Leute hin. Und es gibt auch so Betreutes-Wohnen-Häuser inzwischen in Eggesin so, ja.

MG: Woher sind die Leute, die hierhinziehen, eher aus den Nachbardörfern oder…

Besucherin 1: Die kommen auch von weiter her. Und vielleicht welche, die auch schon mal in Eggesin gewohnt haben und gesagt haben: ‚Och, da ziehe ich im Alter wieder hin, da war das ruhig.‘ Sowas gibt es auch. Ich meine, von denen kann man sich vielleicht nicht ganz so viel versprechen. Aber wenn jetzt jüngere Leute da hinziehen, dann könnte man sagen: ‚Wir haben hier einen Verein, kommt mal, wenn ihr wollt, könnt ihr euch auch hier bei uns mit einbringen.‘

MG: Wäre das denn ein Wunsch, wenn Leute hinziehen, ‚kommt dazu und bringt euch auch ein‘?

Besucherin 1: Ja, auf jeden Fall. Ich meine, wenn man das nicht macht, wenn man irgendwo hinzieht und da noch nicht viele Leute kennt, ist das eine Idee, um Leute kennenzulernen. Als ich hingezogen bin, da kannte ich keinen, außer meiner Familie. So und nun mach mal.

Besucherin 2: Ich kannte auch keinen. Aber ich war Kindergärtnerin und kannte bald den ganzen Ort, sämtliche Tanten, Onkels und, ja.

MG: Wann sind Sie nach Eggesin gezogen?

Besucherin 1: Ich bin 78 hergezogen
Besucherin 2: ich 79

MG: Ah ja. Und kennen Sie sich denn auch schon so lange?

Besucherin 2: Nee, also ich habe sie schon gekannt, aber nur vom Sehen, so groß ist Eggesin nicht.

Besucherin 1: Ja so ungefähr als ich aufgehört habe zu arbeiten, haben wir uns kennengelernt. So 2015 ungefähr. Da haben wir uns dann mal im Wald kennengelernt.

MG: Im Wald?

Besucherin 1: Ja. Sie sagte zu mir: ‚Kann man den Pilz essen?‘ Da habe ich gesagt: ‚Jeden Pilz ganz man einmal essen.‘ [Wir lachen.] Und so fing das an. ‚Ich würde gern irgendwas machen‘, sagte sie. Ich sage: ‚Na, das geht doch, dies und das und jenes.‘ Und seitdem töpfern wir auch zusammen. Und das ist unsere Töpfermeisterin, die uns auch anleitet [zeigt auf dritte Frau aus Eggesin, die die meiste Zeit nur zuhört.]. Ja, ja, ja, du brauchst dich nicht verstecken hinter Hecken, man sieht dich ja trotzdem. Arbeitet nicht mehr so, aber leitet uns an, bei unseren Töpfersachen.

MG: Ich habe mir diese Frage ausgesucht. Sie haben ja schon etwas dazu erzählt, aber ich frage trotzdem nochmal: „Wie und wo begegnen sich Menschen in Eggesin?“

Besucherin 1: Kulturwerkstatt, Schule.

Besucherin 2: Da begegnen sich ein paar Mal im Jahr sehr viele.

Besucherin 1: Ja, aber auch in den Kaufhallen. Da begegnet man sich auch. Wenn man sich ewig nicht gesehen hat: ‚Oh, ich habe dich ja schon lange nicht gesehen.‘ ‚Aha, du bist auch mal wieder hier.‘. Zum Beispiel so.

Besucherin 2: Sind auch viele Leute, die in die Kirche gehen.

Besucherin 1: Ja, aber nur, wenn Konzerte sind.

Besucherin 2: Naja, es sind auch so Kirchgänger, wenn ich Fredi sehe, Heidi sehe. Ich kenne die, die auch wirklich viel mit der Kirche zu tun haben, vor allen Dingen auch unterstützen.

MG: Ja.

Besucherin 1: Ja, die Kirche, die in Eggesin ist, die soll erhalten werden. Da hat sich wohl auch ein Verein gegründet.

MG: Das heißt, da gibt es auch eine zuständige Pfarrei?

Besucherin 1: Eigentlich nicht direkt.

Besucherin 2: Nicht mehr.

Besucherin 1: Nicht mehr, nee.

Besucherin 2: Der Pfarrer hat einige [Gemeinden].

Besucherin 1: Mehrere, betreut mehrere.

Besucherin 2: Gemeinden.

MG: Und zum Beispiel in der… Wie heißt das? Kreativscheune?

Besucherin 1: Kreativkulturwerkstatt und Kreativzentrum.

MG: Kreativzentrum, Kulturwerkstatt, gibt es da Nachwuchs? Beteiligen sich da junge Leute oder wie ist da so?

Besucherin 1: Das ist eben schwierig. Es gibt die Schule, eine Ganztagsschule, die bis zur zehnten Klasse geht. Und die Kinder, die haben auch nachmittags manchmal Kurse. Und die kommen dann zu uns. Aber die im Verein sind, die meisten sind schon älter. Und Jüngere kommen eben schlecht dahin. Wenn die mit der Schule fertig sind, gehen die meist woanders hin lernen. Weil sie bei uns nix lernen können. Richtig einen Beruf kann man ja bei uns überhaupt nicht lernen. Und dadurch sind dann nachher die jungen Leute weg. Und wenn die erst mal weg sind, kommen sie nicht mehr wieder. Kaum.

Besucherin 2: Ja meine Töchter sind beide weggezogen. Der Arbeit nach. Und sie bleiben weg.

MG: Ja.

Besucherin 2: Haben woanders ein Leben aufgebaut.

Besucherin 1: Meine vier Kinder sind auch alle weg.

Besucherin 2: Ich habe eine Enkelin in Österreich, einen Enkelsohn in der Schweiz, eine Tochter in Bayern und eine Tochter in Schleswig-Holstein. So und wir hängen hier oben.

MG: Welche Frage haben Sie sich ausgesucht?

Besucherin 2: Ich hatte: „Wie kamen Sie bis jetzt durch die Corona-Zeit?“ Ich muss mal sagen, sehr gut. Ich habe mich impfen lassen, ich habe Mundschutz getragen, wenn es nötig war. Aber ich war nie hektisch oder ich habe auch nie Angst davor gehabt, weil ich mir einfach durch das Impfen gesagt habe: ‚Wenn du es kriegst, dann kannst du damit leben, dann ist das nicht so schlimm.‘ Ich habe auch in meiner Umgebung… wir haben kaum jemanden von unseren Freunden so… [Es bleibt unklar, ob sie Covid-Infektionen allgemein oder schwere Verläufe meint.]

Besucherin 1: Wahrscheinlich aber, weil wir in eigenen Häusern wohnen. Ich denke mal, in Mehrfamilienhäusern, dass es da doch anders sein könnte. Weiß man nicht.

MG: Da hat mir gestern jemand erzählt, der wohnt in der Platte in Viereck und der meinte, für ihn war es super. Weil, als er Covid hatte, haben die Nachbarn sich um ihn gekümmert. Das war dann wieder von Vorteil.

Besucherin 2: Aber das würde bei uns auch funktionieren. Ja, wir haben so eine kleine Siedlung. Die Gehöfte sind meistens 5000 qm. Das ist nicht so eng, aber wenn da irgendwas ist, dann weiß man das.

MG: Dann weiß man umeinander und hilft sich?

Besucherin 1: Ja, eigentlich schon.

MG: Sie scheinen ja kulturell verbunden und interessiert zu sein. Und wir begucken in unserem Labor ja die Frage: Was können wir mit unserer künstlerischen Arbeit bringen, was verbindet oder was bewegt oder für schön oder interessant befunden wird. Da wollte ich erst mal Sie fragen, haben Sie eigentlich eine Präferenz? Also hier habe ich mal Buch, Theater, Musik, Kino, Museum, haben Sie da was, was Ihre persönliche Präferenz ist?

Besucherin 1: Bücher, Bücher, Bücher. Bücher und werkeln, töpfern, filzen, malen zum Teil, sowas alles. Kino auch mal warum nicht. Wenn wat kommt. Kino ist in Ückermünde. Bei uns in Eggesin gibt’s kein Kino. Aber nach Ückermünde ist es ja nicht so weit. Sieben, acht Kilometer, mehr ist das nicht.

Besucherin 2: Naja und so viel ist in Eggesin wirklich nicht los.

Besucherin 1: Aber für den kleinen Ort ist es schon viel. Zum Beispiel meine Tante in Potsdam sagt: ‚Bei euch ist immer was los.‘ Ich sage: ‚Ja, man muss sich aber auch wegbewegen. Wenn man Zuhause sitzt, kommt keiner.‘

MG: Das heißt, bei Ihnen gibt es aber auch immer Leute, die sich engagieren?

Besucherin 1: Schon, ja, ja. Oh ja!

MG: Das ist ja toll.

Besucherin 1: In der Kulturwerkstatt haben wir zum Beispiel auch Kino-Café alle paar Sonntage nachmittags. Also einmal im Monat ist das. Ja, da wird ein Film gezeigt, da gibt es Kaffee und Kuchen nachmittags, ab drei.

Besucherin 2: Da gibt es auch Tanzveranstaltungen.

Besucherin 1: Tanztee gibt es.

MG: Wo Sie zum Tanz also gebeten werden, wo geschwoft wird?

Besucherin 2: Geschwoft, ja ja. Da gehen auch viele Frauen hin, die da untereinander tanzen.

MG: Ach, schön.

Besucherin 2: Das ist ganz schön. Das sind bestimmte Leute, die dort immer hingehen.

Besucherin 1: Ja, ja, was sich etabliert hat, wie der Tanztee. Und dann die Feste.  

Besucherin 2: Da ist vieles, ja. Aber das liegt eigentlich auch an unserer Chefin.

Besucherin 1: Habe ich schon gesagt, ja.

Besucherin 2: Kulturwerkstatt, also die haut Zeug auf die Beine.

Besucherin 1: Seit sie Rentnerin ist lässt sie sich noch viel mehr einfallen.

Besucherin 2: Ja, sie hat auch immer ihre Leute. Das sind wir drum herum, die dann eben mit auf dem Platz stehen und helfen.

MG: Ja, das ist wichtig, sonst gibt man ja irgendwann auf.

Besucherin 2: Es gibt auch im Verein einige Leute.

Besucherin 1: Ja, stimmt schon. Es sind zwar immer die Gleichen, die man sieht.

Besucherin 2: Ja und die jungen Leute… haben wir aber auch, Jüngere.

Besucherin 1: Na Jüngere. Was sagst du, Jüngere? Die Jüngsten, die sind vielleicht 50, viel jünger sind die nicht.

Besucherin 2: Na, vielleicht noch Elke, Ronny. Dann ist ja auch noch die eine aus der Apotheke, die Junge.

Besucherin: Naja, die sind aber auch nicht mehr ganz so jung. Also jünger stelle ich mir bis 20 vor. Sowas gibt es gar nicht.

Besucherin 2: Nee, nee.

MG: Nee, okay, ja.

Besucherin 1: Nee, eigentlich, die kommen gar nicht.

MG: Oder sagen wir mal bis 40?

Besucherin 1: Ja, na da haben wir ein paar wenige.

MG: Und jetzt habe ich grad gehört, auf den Festen gibt es auch mal Theater? Weil mit Theater ist das ja so eine Sache. Mal kann es richtig gut ankommen. Und mal kann es sein: ‚Lassen Sie mich bloß in Ruhe.‘ Kann Theater Sie hervorlocken? Und wenn ja, wie kann es Sie am besten hervorlocken?

Besucherin 1: Wir hatten zum Beispiel mal ein schwarzes Theater. Das ist zwar jetzt leider nicht mehr, aber das war ganz toll. Das wurde so angeleuchtet mit einem Licht, Blaulicht oder wie das heißt, wo dann die Gestalten so schwarze Gewänder anhaben und weiße Handschuhe oder weiße Strümpfe oder so. Von der Schule aus. Aber das gehörte auch zur Kultur dazu.

Besucherin 2: War schön.

Besucherin 1: Aber so Theater haben wir nicht mehr. Aber man kann ja auch ins Theater fahren. Nach Neustrelitz könnte man fahren, nach Greifswald könnte man fahren.

MG: Gut, klar, da sind die großen Häuser.

Besucherin 1: Aber so richtig Theater haben wir hier nicht.

Besucherin 3: Nee, da ist der Aufwand viel zu groß.  

MG: Aber das mal jemand vorbeikommt? Weil mein Vater zum Beispiel ist zu DDR-Zeiten auch immer mal übers Land getingelt. Das passiert nicht mehr so?

Besucherin 3: Wissen Sie, zu DDR-Zeiten, da hat eine Busfahrt fünf Mark gekostet, inklusive Theaterbesuch. Ich wohnte damals zwischen Karl-Marx-Stadt [heute Chemnitz] und Leipzig. Also ich bitte Sie, das ist schon nicht mehr wahr.

MG: Das waren andere Zeiten, ja.

Besucherin 1: Man kann sich das glaube ich schlecht… Wenn man unbedingt will, wird man sich das zusammensparen, aber…

Besucherin 3: Das nächste wäre Anklam.

Besucherin 1: Ja, es gibt auch viele Veranstaltungen. Jetzt hier zum Beispiel in der Stadthalle in Torgelow.

Besucherin 3: Die hatten sogar mal einen Kulturchef namens Blume, der sich für die Stadt doch sehr engagiert hat.

Besucherin 1: Und in Ückermünde sind ja auch Konzerte zum Beispiel. Und in der Kirche sind Konzerte, in den Kirchen sind Konzerte. Sehr schöne sogar.

MG: Und wenn es so teuer ist, dahin zu fahren. Könnten Sie sich auch vorstellen, dass mal öfter jemand kommt und sagt: ‚Okay wir bringen Theater.‘ Oder wäre das eher störend?

Besucherin 2: Nee nicht störend. Aber ich denke, da gibt es nicht genug Interessierte, die dahin gehen.

Besucherin 1: Das denke ich auch. Die Leute sind manchmal schwer aus den Löchern zu locken.

Besucherin 2: Wir waren mal, früher zu DDR-Zeiten, die jüngste Stadt.

Besucherin 1: Weil da viel Armee war.

Besucherin 2: Armee ja. Und wir hatten Kindergärten, Kindergärten, Kindergärten. Das war das meiste, was es gab. Aber dann kam die Berufsschule weg und die ganzen jungen Leute sind weg. Viele mussten ja weg, die hatten keine Arbeit mehr. Wir sind alle entlassen worden, brauchte auf einmal keiner mehr. Ja. Da ist das alles so ein bisschen weggegangen. Wir sind von 10.000 Einwohnern auf 4000 zurück.

Besucherin 1: Fünf, 5000, Hoppenwalde gehört ja dazu auch.

Besucherin 2: Naja. Aber in Eggesin sind es vier.

Besucherin 1: 5.000 sind es jetzt. Ein bisschen über 5.000.

Besucherin 2: Es sind noch so ein paar Nachbardörfer. Ja, es ist wirklich so. Und dann ist es überaltert. Was früher alles da war, die jungen Leute und Kinder, das ist eben weg.

Besucherin 1: Aber es kommt langsam wieder. Wenn man denkt, dass hier jetzt auch schon wieder ein paar mehr Kinder überall rumrennen.

Besucherin 2: Ja, aber eben langsam.

MG: Würden denn die Kinder kommen? Ich stelle mir so vor, wenn wir mit unserem Bäckerbus nach Eggesin kämen und Theater bringen würden?

Besucherin 1: Da müsste man sich wahrscheinlich mit der Schule in Verbindung setzen. Eher als mit dem Kulturwerk. Gut, die Leiterin war ja Lehrerin, die würde vielleicht organisieren können, dass Schüler kämen.

Besucherin 2: Ja, aber das ist auch überaltert. Wir haben zum großen Teil Leute in Eggesin, die sind alle alt.

Besucherin 1: Ja, aber Schüler haben wir ja auch noch.

Besucherin 2: Ja, aber die meisten Leute sind alt. Unsere Siedlung ist 56 gebaut worden. Da wohnen alles alte Leute drin. Das ist mal, dass welche raus sterben und dann Junge reinziehen oder übernehmen. Zum großen Teil auch aus Polen, die dann die Häuser wieder ganz toll anrichten. Aber direkt so Eggesin, das ist mau, die Leute sind zu alt. Und dann können ja viele, viele schon gar nicht mehr Auto fahren. Meine Nachbarin, der Mann ist gestorben, kommt nicht mehr weg. Das macht dann mein Mann. Meine Freundin, ihr Mann ist auch gestorben. Wenn sie zum Arzt musste… Das sind alles solche Sachen.

Besucherin 1: Da muss man vielleicht auch mal ein bisschen mehr bekannt machen, dass man sich den Rufbus rufen kann. Aber dann musst du wissen, ja, wo, wie rufe ich den ran? […ein kurzer Teil wurde wegen Unverständlichkeit herausgenommen.]
Und da haben sie vor zwei Jahren, drei Jahren uns verrückt gemacht: ‚Das schnelle Internet kommt.‘ Man musste zack, zack, zack, was ausfüllen und abgeben und übermorgen ist das da. Wir warten immer noch. Ist noch nicht da. Ist noch nicht mal was aufgebuddelt.  

MG: Ich habe hier noch eine Frage, die möchte ich Ihnen gerne noch stellen: „Was gehört entscheidend zum Landleben dazu?“

Besucherin 1: Landleben ist ja bei uns eigentlich nicht.

MG: Nee, stimmt. Sie sind ja in einer Stadt, Kleinstadt. Dann: „Was gehört entscheidend zum Kleinstadtleben dazu?“

Besucherin 2: Eine Eisdiele.

Besucherin 1: Haben wir wieder. Jetzt.

Besucherin 3: Eine gute Mobilität.

Besucherin 1: Ja, auf jeden Fall Mobilität.

Besucherin 2: Und bezahlbar.

MG: Ja, bezahlbare Mobilität, ja. Das ist eine große Problematik, ne?

Besucherin 1: Ja.

Besucherin 2: Auch die Möglichkeit, mal irgendwo einen Kaffee trinken zu gehen. Die Zeit haben wir ja alle.

Besucherin 3: Ja, aber denk doch mal, viele Dörfer sind doch wirklich relativ abgeschnitten. Wenn du an Ferdinandshof denkst.  

Besucherin 1: Aber da musst du dann wieder vom Dorf ausgehen. Wenn du hier…

Besucherin 3: Wenn man da keine Nachbarn hat, wie du schon sagtest, dann wird es ein großes Problem, mit Arztbesuch und Apotheke et cetera.

Besucherin 1: Ja, habe ich jetzt mitgekriegt, die Apotheke hat Sonnabend zu.

Besucherin 2: Ja, habe ich auch mitgekriegt.

Besucherin 1: Sonnabend, die Apotheke hat zu, häh? Noch was weg wieder. Die Post ist nur noch so eine ganz kleine Poststelle, da können Sie nicht mal Geld holen. So.

Besucherin 3: Aber das betrifft ja nicht nur diese Region. Das betrifft auch die Eifel, das Eichsfeld et cetera. Oder Ostfriesland oder wie auch immer. Wo man guckt, ja.

Besucherin 2: Grade wo man wohnt. Da merkt man es dann.

Besucherin 3: Deshalb ziehen ja so viele ältere Leute in die etwas größeren oder kleineren Städtchen. Ückermünde, Anklam…

MG: Wo der Arzt noch fußläufig erreichbar ist.

Besucherin 3: Ja, in Prenzlau, Pasewalk. Um das noch irgendwie zu ermöglichen, ein eigenständig bestimmtes Lebensende zu haben. Das ist eigentlich die Hauptproblematik.

Besucherin 1: Ja, vom Landleben, ja.

MG: Für mich, was gehört für mich zum Landleben, die ich ja nochmal eine Berliner Perspektive habe. Meine Familie mütterlicherseits kommt aus Sachsen-Anhalt, die sind da auch noch teilweise. In Dreileben, ein kleines Dorf. Da waren dann nach der Wende die Männer in der Familie arbeitslos. Aber als Kind war für mich Landleben Kühe, Schweine… Tiere irgendwie.

Besucherin 1: Ja natürlich. Ich meine, Sie haben sogar noch einen Bauernhof bei Eggesin. Einen Bauernhof gibt es da, den Bauern da. Und dann den anderen auch noch. Da gibt es doch noch einen.

Besucherin 3: Ja, aber durch den Zusammenbruch der Landwirtschaft hat sich das doch…

MG: Eben, hier steht ja auch, die Kühe werden immer weniger. [Verweis auf ein Lesemobilé mit verschiedenen Zitaten aus früheren Gesprächen mit Landbewohner*innen der Region.] Also so richtig stimmt das ja auch nicht mehr mit den Tieren.

Besucherin 3: Wenn man es daran festmacht. Aber muss man ja nicht.

MG: Genau, muss man nicht.

Besucherin 2: Der Eggesiner hatte eine Milchwirtschaft und der hat alle Kühe abgeschafft. Das hat sich nicht gelohnt. Macht nur noch Getreide.

MG: Ja, nur noch Getreide. Ja. Ich danke Ihnen für das Gespräch. Das war schön!

Besucherin 2: Ja.

Besucherin 1: War sehr interessant mit Ihnen, ja.

Besucherin 2: Ja, war gut.